Roads To Siberia, Tag 42

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Freitag, 10. Juli 2015

Heute haben wir es etwas langsamer angehen lassen, weil wir nur eine relativ kurze Fahrstrecke von 180 km bis zum Teletskoje-See vor uns haben. Außerdem wollten wir im FSB-Büro in Aktasch unser Permit für das Ukok-Plateau abholen.

Da wir keine Lust aufs Kaffee hatten, gab es heute ein kleines Frühstück, je zwei Becher Mac-Kaffee und ein paar Kekse. Dann aufrödeln und ab in die Stadt.

Ein paar Nachfragen, auch bei der örtlichen Verwaltung, ergaben, dass es hier kein Büro vom FSB gibt, aber in Kosh Agach. Okay, also ein Punkt abgehakt. Dann auf zum See! Die Straße führte uns aus dem Ort und langsam in die Höhe, zuerst durch eine Schlucht und dann auf ein Hochplateau. Der Straßenbelag wechselte zwischen Asphalt und Schotter, auf dem es leider sehr staubig war, aber das kannten wir ja schon. Ein kleiner Pass mit knapp 2000 m bot eine herrlichen Aussicht über das Hochtal, und dann kam die erste Ortschaft, überraschenderweise war sie recht groß. Dort begann dann der eigentliche Spaß, die Straße war nur Schotter, aber ab hier in einem ziemlich schlechten Zustand, so dass wir meist nur um die 40-50 km/h fahren konnten, immerhin noch etwas schneller als die meisten Pkw.

Eine weitere Ortschaft war schon deutlich kleiner, und von hier aus ging die Piste in abenteuerlichen Windungen, Steigungen und Gefällen über die Hügel und durch den Wald bis zum nächsten Pass, den es dann hinunter ging. Etwas mulmig war mir schon angesichts der sandigen Straßenoberfläche, weil die Bremse gerade bergab gefühlvoll gehandhabt werden will, wegen der sehr sandigen Oberfläche. Mitten im Pass versuchten grade ein paar Bauarbeiter mit einer niedlichen kleinen Planierraupe die Straßenoberfläche glattzuschieben. Sie ließen uns zwar durch, aber das war ein mittelschwerer Balanceakt, weil wir durch das aufgeschobene Geröll mussten. Und am Ende des Passes wartete die nächste Überraschung, die letzten Meter ging es verdammt steil bergab, im ersten Gang und leichter Stützbremse meisterten wir aber auch diese Passage. Uns kam im letzten Abschnitt noch ein SUV entgegen, der einen kleinen Pkw im Schlepp hatte. Die sind schon hart die Russen! Dann ging es weiter durch das Tal des Tschulischman-Flusses bis zum Teletskoje-See.

Kurz nach dem Pass tauchten am Flussufer mehrere Hüttencamps auf, teilweise noch recht neu, diese Region wird also auch verstärkt für den Tourismus erschlossen, ob Wandern, Reiten oder Rafting. Allerdings erfolgt die Erschließung deutlich moderater als in vergleichbaren europäischen Feriengebieten in den Alpen. Also keine Betonburgen, vierspurige Straßen und dergleichen!

Andererseits, dieser Straße täte ein bisschen Pflege ganz gut, zumindest sollte sie öfter planiert werden. Einmal mussten wir anhalten, weil ich durch die Rüttelpiste eine Schraube vom Armaturenbrett verloren hatte, aber zum Glück fand ich eine passende in meiner Ersatzteiltüte.

Deutlich später als geplant erreichten wir nach dem obligatorischen Cafe-Besuch dann unser Ziel, ein Hütten-Camp direkt am See. Wirklich malerisch gelegen und schön rustikal. Wir hatten Glück, wir bekamen ein Zimmer im Dachgeschoss mit Blick auf den See. Krönender Abschluss des Tages sollte dann unser erster Besuch einer russischen Banja werden. Im Prinzip eine Sauna, und da wir auf die Birkenzweige verzichteten, auch damit vergleichbar. Immerhin war ich ganz mutig, ich bin zum Abkühlen in den See, das war dann doch recht frisch.

Doch die eigentliche Überraschung erfolgt beim Abendessen, eine Russin sprach uns an, weil wir ihnen schon in Aktasch aufgefallen waren. Wir erklärten unsere Reiseroute und woher wir kommen, dann ging sie wieder nach draußen. Fünf Minuten später kam sie wieder und lud uns zu sich und ihren Freunden ein. Ihr Name war Julia, die der Freunde Anatoli und Sergej, und ich glaube, die andere Frau hieß Irina. Es wurde ein netter Abend und wir alle versuchten das Beste mit unseren Sprachkenntnissen in Deutsch, Russisch und Englisch. Dazu bekamen wir einem leckeren Tomatensalat angeboten und natürlich, wie soll es auch anders sein, Wodka! Anatoli scheint recht wohlhabend zu sein, wenn man danach geht, was er für einen Fuhrpark hat: einen Landcruiser, einen Hummer, einen Ford Pickup Truck und ein Quad sowie Schneemobil. Es war ein toller Abend, und wir hatten nachher so ziemlich alle die Lampe an, aber diesmal waren wir schlauer, gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns und gingen zu Bett.

Nachts hat es dann noch ordentlich geschüttet, was nicht so schön war, weil ich zweimal raus musste.

Wolle

Lebt in der Nähe von Hamburg und liebt das ganz große Abenteuer. War auf seiner modifizierten 650er Xchallenge in der Mongolei und Sibirien und tourte mit einer T700 durch Südamerika. Für die etwas gemächlicheren Touren innerhalb Zentraleuropas zieht er jedoch als Lastesel seine 800er Tiger vor.
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