Freitag, 21. August 2015 Moskau
Wir werden zeitig von unseren Schaffnerinnen geweckt, so gegen halb vier. Immerhin sind wir schon in den Randgebieten von Moskau. Bis alle soweit wach und frisch gemacht sind, dauert es doch noch etwas und wir bestellen uns zum letzten Mal einen Tee, um zumindest ein bisschen klarer aus den Augen zu gucken. Dann noch schnell Decken und Bettlaken abgeben und danach stehen wir am Fenster und gucken uns Moskau an, soweit man es von der Bahn aus sehen kann.
Langsam setzt die Dämmerung ein und wir können endlich mehr sehen. Letztlich sieht Moskau wie jede andere europäische Großstadt aus, in die man per Bahn einfährt, nur eben etwas größer, schließlich ist Moskau eine Metropole mit 11 Millionen Einwohnern! Wir fahren in den Jaroslawer Bahnhof ein, ein Kopfbahnhof. Der Bahnhof macht echt was her, ein klassizistischer Bau und wirklich beeindruckend wegen seiner Größe und den vielen Säulen. Trotz der frühen Stunde ist der Bahnhof voller Menschen die entweder grade angekommen sind oder zu den wartenden Zügen eilen. An den Ausgängen drängt sich alles ein wenig, weil dort alle Passagiere durch Metalldetektoren und an Polizisten vorbei müssen. Dann sind wir draußen und machen uns auf die Suche nach einem Taxi, oder besser gesagt, ein Fahrer eines „schwarzen“ Taxis gabelt uns auf.
Thom gibt die Adresse vom Hotel an und dann geht’s los durch das morgendliche Moskau. Der Verkehr ist noch nicht so schlimm, so kommen wir zügig voran. Aber dann wird’s echt knifflig, bedingt durch viele Baustellen und Umleitungen kommt der Taxifahrer trotz Navi nicht so einfach zum Hotel. Nach gut 20 Minuten Umherirren findet er dann doch eine Weg zum Hotel. So hatte er sich das wohl nicht vorgestellt, aber er bekommt ein gutes Trinkgeld, so dass er nicht ganz „umsonst“ gefahren ist.
Im Hotel empfängt uns eine verschlafene Rezeptionistin, die zum Glück sehr gut Englisch spricht. Wir können zwar noch nicht auf unsere Zimmer, es ist ja grad mal kurz vor Sechs, aber wir könne unser Gepäck loswerden. Dann gibt sie uns noch ein paar Tipps, wo man Frühstücken kann und wir ziehen los. Mit der Lage des Hotels haben wir wirklich Glück, keine 10 Minuten Fußweg bis zur Twerskaja Ulitza, eine der Prachtboulevards Moskaus und vielleicht 15 Minuten bis zum Kreml.
Gegenüber vom Kreml finde wir in einem Bürogebäude ein Restaurant, das anscheinend 24/7 geöffnet ist und auch um diese frühe Uhrzeit was zu Essen anbietet. Wir schlagen ordentlich zu, Hamburger, Pommes, Latte Macciato, Cola und als Nachtisch einen leckeren Kuchen. Die fünf Tage in der Bahn mit dem eintönigen Speiseplan müssen wir vergessen machen!
Nachdem wir gesättigt sind, laufen wir noch ein bisschen durch die City und sind wirklich angenehm überrascht. Moskau hat wirklich Charme und zumindest im Centrum sowas wie französisches Flair! Dann geht’s zurück zum Hotel, immerhin ist es fast Mittag, und wir hoffen auf unser Zimmer zu kommen. Doch leider wird das nichts. Das Zimmer sei noch nicht fertig wird uns erklärt. Na gut, also muss John sich ohne Dusche auf dem Weg zum Flughafen machen. Wir lassen von der Rezeption ein Taxi bestellen, das aber trotz vielem Nachfragen irgendwie nicht an den Laden kommt. Also machen wir uns selbst auf die Suche nach einem Taxi, was dann auch gut klappt, natürlich wieder eins der vielen „schwarzen“ Taxis. Nachdem wir John verabschiedet haben, wird es Zeit sich um unsere Moppeds zu kümmern, sprich sie vom Güterbahnhof abzuholen und zum Hotel zu bringen. Wieder klappt es nicht mit dem von der Rezeption bestellten Taxi, aber mittlerweile wissen wir ja wie es geht. Der Taxifahrer ist recht zügig unterwegs, aber bei Zebrastreifen und roten Ampeln wird brav angehalten. Aber sobald es grün wird geht es zu wie in der Formel 1, jeder will die Pole-Position. Trotzdem klappt das mit dem Verkehr ganz gut, jeder lässt dem anderen das bisschen Platz, der jeder benötigt.
Am Güterbahnhof wird’s noch einmal etwas tricky, aber Thom fragt sich durch, und so stehen wir nach 15 Minuten vor unseren Moppeds. Sicher abgedeckt unter einer Plane und auf den ersten Blick ist alles da, meine Klamotten und Stiefel, die Taschen und so weiter. So soll es sein. Unsere Moppeds springen auf Schlag an und so machen wir uns zur Abfahrt fertig. Johns Beemer muss noch bleiben, allerdings wird die Maschine übers Wochenende in eine bewachte Halle gebracht, wo sie John leider erst am Montag abholen kann. Aber es ist eben wie es ist. Die Rückfahrt zum Hotel wird dann ziemlich schweißtreibend, mittlerweile ist es nach Vier und der Berufsverkehr hat voll eingesetzt. Wir versuchen uns an das Verhalten der Moskauer Zweiradfahrer anzupassen und nutzen jeden Zentimeter Platz aus um voranzukommen. Irgendwie klappt das auch, trotzdem sind wir wegen der sommerlichen Temperaturen und der Abwärme der Motoren völlig durchgeschwitzt.
Aber immerhin können wir jetzt auf unser Zimmer. Endlich unter die Dusche, nach 5 Tagen im Zug wird’s aber auch Zeit! Danach noch ein kurzes Schläfchen und dann gehen wir Essen. Wir suchen uns ein nettes italienisches Restaurant und genießen Salat, Pizza und das obligatorische Bier. John hat gesimst, er ist gut in Hamburg angekommen und Barbara und eine Freundin haben ihn am Flugplatz in Empfang genommen und die Kupplung übergeben. Anschließend wurden sie von ihm in ein Steakhaus ausgeführt. Morgen am frühen Nachmittag wird er dann wieder in Moskau sein. Da wir heute einen langen Tag hatten geht es relativ früh ins Bett, was eine Wohltat nach den vorangegangenen Tagen in der schaukelnden Koje der Bahn.
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