Roads To Siberia, Tag 58

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Sonntag, 26. Juli 2015

Heute ist vorerst unser letzter Tag in der Mongolei. Wie gewohnt geht es nach Frühstück und tanken wieder auf die Straße, Richtung Russland.

Abfahrtsbereit stehen die Kräder vor dem Hotel. (wk)

Die Landschaft der Mongolei verändert sich jetzt stark. Man merkt, dass wir uns der sibirischen Taiga nähern, erste Wälder tauchen auf, teils Nadelbäume, teils Birken. Es bleibt hügelig, was aber auch in der Taiga üblich ist. Dann erreichen wir die mongolisch-russische Grenze. Der Grenzposten liegt mitten in der Stadt Kyahta und ist im ersten Moment ziemlich unübersichtlich. Irgendwie haben wir gar keine Fotos gemacht, anscheinend hatten wir das ziemlich eilig.

Wie immer mit den Motorrädern, geht es auch hier ganz nach vorne in der Schlange. Wir werden sogar gleich durch das Grenztor gewunken. Dort ist allerdings erst einmal Schluss mit dem Vorankommen. Erst muss halt die übliche Ausreiseprozedur erledigt werden. Nach einigen Stempeln geht es dann weiter zum russischen Übergang. Hier müssen wir uns in die Warteschlange einreihen, weil kein Platz zum Durchschlängeln mit den Krädern ist.

Ist aber nicht schlimm, wir lernen eine nette, gut englisch sprechende Mongolin kennen, und die Unterhaltung verkürzt die Wartezeit doch erheblich. Noch schnell den Zollzettel zum Ausfüllen geholt, und dann sind wir an der Reihe. Eine Zöllnerin will noch Thoms Gepäck sehen und verzichtet dann auf weitere Einblicke in unser Gepäck. Dann geht es ins Büro, wo diesmal ein regelrechter Zolldrachen sitzt. Ich soll einige Papiere unterschreiben und gerate dabei in die falsche Spalte, da faucht der Drachen NJET und reißt mir das Papier aus der Hand. Um nicht im Drachenfeuer verbrannt zu werden, gucke ich ganz zerknirscht und schuldbewusst, das reicht anscheinend aus, um den Drachen zu besänftigen.

Dann ist es geschafft, wir sind endlich wieder in Russland und nun in Richtung BAM unterwegs. Auf dem Weg nach Ulan Ude, unserem Tagesziel, wird es noch einmal ein bisschen kritisch. Wir haben nicht bedacht, dass hier die Tankstellen nicht so häufig sind wie weiter westlich in Russland. Thom geht nämlich langsam der Sprit aus. Eine in der Karte eingezeichnete Tankstelle erweist sich als verlassen, und bis zur nächsten sind es noch 60 km, es bleibt uns nichts anderes als weiter zu fahren. Wir kommen fast bis zur Tankstelle, als Thoms KTM den letzten Tropfen Sprit verbrannt hat. Doch Thom hat noch einen halben Liter in Reserve, damit klappt es dann auch bis zur Tanke. Volltanken, im Café einen Snack und Getränke zu uns nehmen, dann geht es weiter nach Ulan Ude, wo wir am späten Nachmittag ankommen. Wir quartieren uns im Baikal Plaza ein, einem Viersternehotel, und das beste Haus am Platz – trotzdem relativ preiswert, weil kein Fahrstuhl. Nach der obligatorischen Dusche gehen wir auf Tour, erst einmal die Bilder mit dem riesigen Leninkopf machen, dann etwas für die Augen tun, oder wie John sagt „looking for long legs“.

Da wir natürlich Hunger und Durst haben, suchen wir ein Restaurant und landen letztlich im Churchill Pub, irgendwie ein Widerspruch in sich, gerade in der Stadt mit dem größten Lenindenkmal einen Pub nach dem ollen Kommunistenhasser Churchill zu benennen.

Aber egal, die Einrichtung ist klassisch und das Essen wirklich gut. Es tut gut, mal wieder eher europäisch zu speisen nach der Zeit in der Mongolei. Das Bier schmeckt auch hervorragend und es gibt sogar ein bisschen Livemusik.

So gegen Elf geht es dann zurück ins Hotel und ins Bett, morgen geht’s dann nach Irkutsk. Allerdings wird es nichts mit dem sofortigen Einschlafen, es gibt noch ein Feuerwerk zu bestaunen.

Wolle

Lebt in der Nähe von Hamburg und liebt das ganz große Abenteuer. War auf seiner modifizierten 650er Xchallenge in der Mongolei und Sibirien und tourte mit einer T700 durch Südamerika. Für die etwas gemächlicheren Touren innerhalb Zentraleuropas zieht er jedoch als Lastesel seine 800er Tiger vor.