Roads To Siberia, Tag 55

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Donnerstag, 23. Juli 2015

Da heute außer dem Ausritt nichts weiter anliegt, schlafen wir bis neun Uhr. Nach dem Frühstück steht auch schon unser Führer mit den mongolischen Pferden vor der Tür, er im klassischen mongolischen Dress und wir im typischen Freizeitlook der Fernreisenden. Mal gucken wie wir mit den 1-PS-Geräten zurechtkommen. Geritten sind wir alle schon mal, allerdings liegt das etliche Jahre zurück. Der Guide mustert uns skeptisch und weist jedem sein Pferd zu. Dann fängt das Abenteuer mit dem Aufsteigen an… Puh, wir sitzen dann ohne Unfall auf den Pferden.

John hat das Manöver am besten gemeistert und darf zur Belohnung das Pferd selber steuern, während Thom und ich an die Leine genommen werden. Dann geht es los, ein bisschen durch den Wald, und nach 10 Minuten wird erst einmal an einer Jurte gestoppt. Es handelt sich um den Wohnsitz unseres Guides, sein Vater, seine Frau und die Kinder sitzen im Ger und blicken uns neugierig an. Wir werden zum „Frühstück“ eingeladen, als erstes gibt es Kumys, die gegorene Pferdemilch, nicht wirklich das wahre, aber Thom erbarmt sich, während John und ich jeweils nur einen Schluck nehmen.

Danach wird uns geräucherter Fisch angeboten, wo ich dann dankend ablehne, mit Hinweis auf Magenproblemen, was allgemeines Gelächter hervorruft. Doch dann wird selbstgebackenes Brot mit Butter gereicht, da greife ich dann auch zu. Danach sitzen wir wieder auf und werden weiter in den Wald geführt. Dort dürfen wir dann kurz zugucken, wie seine Mutter Fische ausnimmt, dazu das Schlauchboot bewundern, mit dem sie nachts auf den See hinausfahren und wahrscheinlich wild fischen.

Dann endlich beginnt der Ausritt. Es geht leicht bergauf und tiefer in den Wald hinein. Wir folgen einem alten Weg, und nun wird auch Thom von der Leine gelassen und darf sein Glück mit der Steuerung des Pferdes versuchen. Mehr oder weniger leidlich gelingt ihm das auch, allerdings versucht das Pferd immer wieder mal seine eigenen Wege zu gehen. Ich genieße es weiterhin an der langen Leine geführt zu werden, so kann ich mich umsehen und in aller Ruhe die Gegend genießen. Und die ist wirklich sehenswert, ein lockerer Nadelwald, durchsetzt mit Birken und immer wieder Waldwiesen voller Blüten. So weit, so gut. Unser Plan war, dass wir so um die zwei Stunden reiten werden. Nach einer guten Stunde gibt es eine Pause an einem Bach, die Pferde können ein wenig grasen, und wir genießen das Sitzen auf einem Stein und rauchen eine Zigarette.

Von unserer Position aus können wir einen alten Pass erkennen und Thom fragt den Guide, ob man da hinauf kommt. Naja, das war wohl die falsche Frage, wie sich nach der Pause herausstellt. Wir reiten dann nämlich den Pass hinauf. Warum auch nicht, wir haben ja Zeit dachten wir uns. Zunächst ging es langsam aber stetig hinauf, dann wurde es steiler und den Pferden wurde ziemlich warm.

Der Pass war schon lange aufgegeben und wirklich nur noch von Pferden, Fußgängern oder vielleicht mit ner kleinen und leichten Cross-Maschine zu bewältigen. Ungefähr auf halber Strecke wurde wieder eine Pause eingelegt und wir bewunderten den Ausblick auf diese schöne Landschaft. Wirklich beeindruckend diese Bergwelt, vielleicht ein wenig der Karstlandschaft in Südeuropa ähnlich, aber doch grundverschieden. Und weiter ging es bergauf, ich durfte dann auch selbst die Zügel in die Hand nehmen und versuchte dann mein Glück mit dem Pferd, nicht ganz einfach, weil mein Pferd immer sehr am Rand des Weges laufen wollte und mir das zu dicht am Abgrund war. Aber letztendlich konnten wir uns einigen. Dann erreichten wir die Passhöhe, vielleicht fünfzehnhundert Meter, aber trotzdem sehr beeindruckend von der Umgebung her. Hier wurde eine längere Pause eingelegt und dann plädierten wir für den Rückweg, weil so langsam tat uns einiges weh. Schließlich sind die mongolischen Sättel nicht so weich gepolstert und bequem wie die bei uns gebräuchlichen Sättel, dazu sind die Pferde auch eine Nummer kleiner als unsere. Sozusagen die kleine Variante einer Super Ténéré

Leider fing es dann an zu regnen, und so saßen wir wieder auf und ritten den Pass hinab. Rauf war ja noch einfach, aber runter fühlte sich doch etwas komisch an, wir rutschten nach vorne und mussten uns mit den Füßen in den Steigbügeln abstützen, was ganz schön auf die Knochen ging. Außerdem sah das alles viel steiler aus als beim Aufstieg. Zum Glück waren die Pferde sehr trittsicher und wählten ihre Schritte sorgfältig. Der Regen ließ zum Glück bald nach und wir trockneten langsam ab. Unten im Tal noch einmal eine kurze Pause und weiter gings zurück zum Camp. Der Guide drückte ein wenig auf die „Tube“, was uns dann noch einmal in gewisse Schwierigkeiten brachte, weil wir ja keine wirklichen Reiter waren und die Sättel gerade vorn im Schritt einfach zu hart waren. Doch wir haben auch diese Herausforderung gemeistert und sind sicher im Camp angekommen. Statt Zwei Stunden waren wir letztlich fast sechs Stunden unterwegs, aber es hat Spaß gemacht, auch wenn wir später etliche unbekannte Muskeln spüren durften. Anschließend gingen wir baden und genossen das kühle Wasser, allerdings brauchte es seine Zeit, bis wir ganz drin waren.

Ich kontrollierte dann noch einmal den Kühlerschlauch und füllte etwas Wasser auf. Danach ein wenig ruhen und dann nach dem Abendessen zu Bett, schließlich geht es morgen wieder weiter.

Wolle

Lebt in der Nähe von Hamburg und liebt das ganz große Abenteuer. War auf seiner modifizierten 650er Xchallenge in der Mongolei und Sibirien und tourte mit einer T700 durch Südamerika. Für die etwas gemächlicheren Touren innerhalb Zentraleuropas zieht er jedoch als Lastesel seine 800er Tiger vor.
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