Oh Mann, Omar!

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Seine Motorradtour über die Transfogarascher Hochstraße endete für den italienischen Kradfahrer Omar Farang Zin (48) am 2. Juli 2025 tödlich. Am südlichen Ufer des Vidraru-Stausees, Gemarkung Arefu (Große Walachei, Rumänien), wollte er angeblich ein besonders spektakuläres Foto vom See schießen, stieg dafür von seiner Ducati Multistrada 4V ab und kletterte einen schmalen Pfad hinab in Richtung Seeufer.

links: Omar (†) auf seiner Ducati Multistrada 4V. rechts: das letzte Foto auf Omars Mobiltelefon: die Bärenmutter greift an, im Hintergrund ihre Jungen (Social Media/Omar Farang Zin)

Dort begegnete er jungen Braunbären, deren Mutter den Italiener sofort angriff, den steilen Abhang hinabzerrte und schließlich tötete. Zeugen, die den Vorgang beobachteten, alarmierten unmittelbar die Rettungskräfte. Erst Stunden später konnte man in der Schlucht, etwa 80 Meter unterhalb der Straße, die zerfetzten Überreste des Unglücklichen bergen. Die sich noch in der Nähe befindliche Bärenmutter griff ebenfalls die Rettungskräfte an und musste von einem begleitenden Jäger geschossen werden.

Kein naiver Dummkopf

Bären in Rumänien

Dass sich Menschen und Bären auf der Transfogarasch begegnen, wird auch weiterhin Normalität bleiben. Jedoch sollten Touristen einige Hinweise dringend beachten, damit solche Begegnungen nicht tödlich enden:

1. Bei Bären am Fahrbahnrand nicht anhalten! Keinesfalls ab- bzw. aussteigen! Langsam vorbeifahren!
2. Bären nicht füttern! Kein Futter aus dem fahrenden Fahrzeug werfen! Füttern ist strengstens untersagt und wird mit empfindlichen Strafen geahndet.
3. Halte Dich von Jungtieren fern! Bärenmütter sind immer in der Nähe und werden ihre Jungen gnadenlos verteidigen!


Eine mehrjährige DNA-Studie zeigte kürzlich: Rumänien hat einen Braunbärenbestand von 10.000 bis 13.000 Tieren. Die Behörden kämpfen darum, die Sicherheit von Einwohnern und Touristen in Bergstädten zu gewährleisten.

Laut Umweltministerium töteten Bären in den letzten zwei Jahrzehnten rund 30 Menschen in Rumänien. Bärensichtungen sind häufig. Lokale Medien berichten regelmäßig über Bärenangriffe auf Menschen und Vieh.

2024 verdoppelte das rumänische Parlament die jährliche Abschussquote auf 481 Tiere. Diese Maßnahme soll die Bärenpopulation kontrollieren und Tiere vertreiben, die gewohnheitsmäßig auf Nahrungssuche in Städte eindringen.

Verschiedene Meldungen in den Sozialen Medien berichten seitdem über den angeblichen Versuch Zins, die jungen Bären mit der Hand zu füttern, und begründen diese Aussage mit Fotos, welche er tags zuvor auf derselben Strecke mit seinem Mobiltelefon aufgenommen und anschließend auf Facebook gepostet hatte.

All diese Aufnahmen haben jedoch nichts mit dem tödlichen Vorfall zu tun. „Er war kein naiver Dummkopf. Die Berichte in den Sozialen Medien unterscheiden sich erheblich von dem, was uns die rumänischen Behörden mitgeteilt haben“, so Sara Foti, die Bürgermeisterin der Gemeinde Ferno (Malpensa), Zins Geburts- und Wohnort. Demnach wollte er die Bären weder streicheln noch füttern, wie es vereinzelt in den Sozialen Medien dargestellt und auch von einigen Online-Medien berichtet wird, sondern er begegnete ihnen mehr oder weniger zufällig auf dem Weg zu seinem beabsichtigten Foto. Jedoch war er sich dabei offenbar nicht über die erhebliche Lebensgefahr im Klaren, in die er sich beim Verlassen der Straße begeben hatte.

Titelbild des Films "Bären der Transfogarasch". Man sieht den Transfogarasch hinunter in nördliche Richtung, links und rechts stehen Ortstafeln von Sibiu, Rümnik und der Walachei. Ein stehender großer Bär winkt.
MV341: unsere Begegnung mit den Bären der Transfogarasch (auf Youtube).

Die Karpatentour war für den italienischen Witwer und leidenschaftlichen Motorradfahrer ein lang gehegter Traum, und bereits am Tag zuvor befuhr er diese Straße, über die er auf seinem fb-Profil schrieb, es sei für ihn die schönste Straße der Welt. Auch an jenem Tag kam es schon zu Begegnungen mit Braunbären, wie sie andere Touristen, und auch ich, dort zuvor bereits mehrfach erlebt hatten.

Doch langsam an Bären vorbeizufahren, welche am Fahrbahnrand geduldig auf ein zugeworfenes Leckerli warten (die Tiere zu füttern ist übrigens strengstens verboten), ist etwas anderes, als ihnen zu Fuß abseits der Straße zu begegnen. Die rumänischen Behörden mahnen eindringlich, die Schilder entlang der Transfogarasch zu beachten, und die Tiere weder zu füttern noch auf sie zuzugehen. Vom Motorrad ab- bzw. aus dem Auto auszusteigen, und sich diesen gefährlichen Wildtieren zu nähern, bewusst oder unbewusst, ist ein tödliches Risiko, welches sowohl von Touristen als auch Einheimischen in den rumänischen Karpaten immer wieder fatal unterschätzt wird. Das musste nun auch Omar Farang Zin am eigenen Leib erfahren.

Oh Mann, Omar! Ride in Paradise!

Fritze

Seit über 40 Jahren begeisterter Motorradfahrer mit Hang zur Fotografie und Videofilmerei. Als Vielfahrer verwachsen mit seiner BMW R 1200 GS Adventure. Lebt in der Nähe von Lüneburg und pendelt beruflich nach Hannover. ► Equipment: ▸ Motorrad: BMW R 1200 GS Adventure (K255) ▸ Action Cams: SONY FDR-X3000

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