Roads To Siberia, Tag 48

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Donnerstag, 16. Juli 2015

Endlich geht es wieder auf die Moppeds und Richtung mongolische Grenze. Da wir wegen der Grenzschließung einen großen Andrang befürchten, sind wir schon kurz nach Sechs aufgestanden und nach einem guten Frühstück gegen halb acht vom Hof gefahren. Wie üblich dann noch einmal volltanken mit dem guten 95er Stoff und dann los.

Grenzübergang zur Mongolei (wk)

An der Grenze angekommen profitieren wir zunächst von Thoms Erinnerung und suchen erst einmal die Vorprüfstelle auf, aber irgendwie hat der Mensch dort keine Geduld, meinen Pass will er gar nicht mehr sehen.

Also weiter zum russischen Grenzposten, natürlich bis ganz vorne an die Schlange. Was uns niemand krumm nimmt. Kurz Pässe vorgezeigt und schon dürfen wir in den Abfertigungsbereich. Entgegen Thoms Erinnerung ist dieser Grenzübergang neu organisiert, und so kommen wir recht zügig durch. Wir dürfen zwar unser Gepäck öffnen, aber wirklich gucken tut keiner. Dann zum zweiten Kontrollposten und los geht’s durch das „Niemandsland“ zum letzten russischen Posten. Dann sind wir schon mal auf mongolischem Boden. Wie gewohnt fahren wir auch beim mongolischen Posten wieder an der Schlange entlang zur Pole-Position, doch diesmal werden wir ziemlich energisch ans Ende geschickt. Wir haben das Desinfektionsbecken übersehen. Diesmal heißt es: wie alle anderen Schlange stehen!

Warten vor der Kontrolle (wk)

Was leider auch bedeutet, dass sich das ganze Prozedere endlos hinziehen kann. Schaun wir mal. Dann wird es spannend, immer wieder werden nach uns eintreffende Fahrzeuge von dem Posten oder teilweise vom Chef persönlich durchgewunken. Bei den Kleinbussen kann man das ja noch verstehen, aber bei den normalen PKW, die nahezu ausschließlich aus Kasachstan sind doch reichlich unverständlich. Wie wir nachher feststellen können, ist der größte Teil der Bevölkerung im Westen der Mongolei kasachischer Herkunft, insofern gibt es viele verwandtschaftliche Beziehungen und daher eben die „Sonderbehandlung“.

Langsam und so gar nicht stetig geht es voran. Die Autos vor uns dürfen noch durchs Tor, wir aber nicht. Dann wird sogar das Tor abgeschlossen und es sieht aus, als wenn die Grenze zum Mittag geschlossen wird. Tolle Wurst, eine Stunde oder so weiter in der prallen Sonne warten. Doch irgendwie scheint sich da was zu tun, das Funkgerät vom Torposten plärrt und er sagt was von Motozikle… Vielleicht haben wir ja doch Glück.

In der Tat, er öffnet das Grenztor und schickt uns, zusammen mit zwei Pkw, zum Abfertigungsgebäude hinunter. Dort werden wir von einem anderen Posten empfangen und lassen uns erwartungsvoll ins Gebäude führen. Doch da ist kein Mensch und so folgen wir dem Posten bis zu einer Kantine, wo er uns bedeutet, wir sollen hier warten und gerne auch etwas Essen. Das ist schon ein spezieller Service, Mittagessen in der Grenzer Kantine. Das Essen ist soweit okay, der Tee nicht mit fermentierter Milch versetzt und zum Glück für mich nur wenig wirklich fettes Fleisch. Nach dem Essen geht es wieder raus zum Warten.

Dann endlich tauchen die ganzen Grenzer wieder auf und wir schaffen es, als Erste dran zu kommen. Die Abfertigung verläuft wie bereits von den anderen Grenzen gewohnt auf den ersten Blick etwas chaotisch, aber doch strukturiert. Dann sind wir fertig wird uns bedeutet. Also auf zum zweiten Tor, Pässe und Laufzettel vorzeigen, doch der Posten schickt uns zurück, es fehlt ein zweiter Stempel auf dem Laufzettel. Also wieder zurück ins Gebäude. Doch dort will keiner was von einem zweiten Stempel wissen. Also ein neuer Versuch. Diesmal mit Erfolg, anscheinend hat man dem Posten Bescheid gegeben.

Gleich nach der Grenze werden wir wieder angehalten, wir sollen, oder besser: müssen eine Versicherung abschließen und eine sogenannte Road Tax zahlen. Nicht wirklich teuer, aber irgendwie fühlen wir uns abgezockt. Denn was wir sehen, ist keine Straße für die ich zahlen würde, das ist einfach eine abgefahrene Piste. Aber egal, wir haben eh’ keine Wahl.

Dann endlich sind wir wirklich in der Mongolei. Die Straße von der Grenze weg ist bescheiden und staubig. Doch weil wir inklusive 2 Stunden Zeitverschiebung fast Sieben Stunden für den Grenzübertritt brauchten, werden wir die Hauptroute nach Olgii nehmen, weil es sonst zu spät wird und wir möglicherweise im Dunkeln fahren müssten.

Nach der ersten Ortschaft, Tsagaannuur, entwickelt sich die Piste dann doch zu einer veritablen Teerstraße, und wir kommen gut und staubfrei voran. In Olgii, einer für die Mongolei größeren Stadt machen wir dann im Blue Wolf Ger Camp Quartier. Wieder eine Jurte mit drei Betten, aber es gibt eine Dusche und WC gleich nebenan. Also schnell frisch gemacht und dann auf zum Restaurant Pammukale, dem besten türkischen Restaurant in der Mongolei. Die Stadt ist recht staubig, aber es wird an allen Ecken gebaut und renoviert.

Das Restaurant macht einen guten Eindruck, die Karte hat erkennbar türkischen Ursprung und das Essen ist wirklich gut, lediglich der Czacik erinnert mehr an eine Suppe als an Joghurt. Nach dem wir uns sattgegessen haben, geht es noch auf ein Bier in eine Bar, wo aber nicht wirklich was los ist, es ist entweder zu früh oder der falsche Tag. Also zurück ins Camp und ab in die Heia, morgen wird’s nämlich ein harter Ritt auf kleinen Nebenstraßen zur Nordroute!

Wolle

Lebt in der Nähe von Hamburg und liebt das ganz große Abenteuer. War auf seiner modifizierten 650er Xchallenge in der Mongolei und Sibirien und tourte mit einer T700 durch Südamerika. Für die etwas gemächlicheren Touren innerhalb Zentraleuropas zieht er jedoch als Lastesel seine 800er Tiger vor.