Roads To Siberia, Tag 21

Start > Meldungen > Reiseberichte > Roads To Siberia, Tag 21

Freitag, 19. Juni 2015

Heute soll es nach einem lecker Frühstück das Pandj-Tal entlang an der afghanischen Grenze bis ungefähr Langar gehen, kurz vorm Einstieg zum Khargush-Pass, unserem ersten Viertausender. Die Fahrt entlang des Pandj verlief ganz entspannt, die Straße war erstaunlicherweise gut und wir rollten gemütlich darauf entlang. Die Landschaft war wie die Tage vorher grandios und lud immer zum Anhalten an, was wir nicht mehr so oft wie zu Anfang der Reise machten, so doof sich das anhören mag, wir haben schon so viel Schönes gesehen, dass wir ein bisschen „wählerisch“ geworden sind. Unterwegs trafen wir ein Schweizer Pärchen, die den Weg mit dem Fahrrad machten. Ein kurzer Schnack und weiter gings. Komischerweise begegneten uns heute keine Lkw und Transporter, nur wenige Pkw waren unterwegs. Naja, die Hauptroute geht von Khorog aus über den Pamir Highway, vielleicht deswegen.

Auf jeden Fall war zu merken, dass wir uns auf einer Nebenstrecke bewegen, die Dörfer wurden weniger und kleiner, keine Chaichanas mehr, und so gut wie keine Läden mehr in den Dörfern. Auch wurde aus der Asphaltstraße hinter Ishkashim dann eine Piste, und es wurde wieder richtig staubig. Die Menschen grüßten nach wie vor freundlich, und der Pandj war nun eher ein breiter Strom denn ein Wildwasser. Es gab wieder ein paar Verluste an den Moppeds, bei mir eine losgeschlagene Bodenplatte und ein paar leicht gelockerte Schrauben, bei Thom ein abgebrochener Blinker und Spiegel. Bis auf den Spiegel konnten wir Alles wieder reparieren bzw. festziehen.

Das Flusstal des Pandj war meistens breiter als weiter Flussabwärts, aber stellenweise wurde es dann doch enger und wilder. Die Berge waren auch höher als bisher, so langsam kommen wir halt im Pamir und den wirklich hohen Bergen an. Teilweise waren sie sogar vergletschert, und wir erklimmen langsam die Zweitausendmetermarke.

Zum Abend suchten wir dann ein Homestay, im Navi waren 3 Wegpunkte, aber irgendwie waren diese trotz Suche nicht auszumachen. Mit Schildern haben es die Pamiri nicht so richtig, denke ich. Und mich ereilte ein Missgeschick, das zum Glück glimpflich ablief. Beim Queren eines Bewässerungsgrabens geriet mein Vorderrad zwischen zwei Platten, ein doch recht abrupter Stopp, wie ich fand. Doch außer ein paar Kratzern in der Bremsscheibe ist nichts passiert. Und mit Thoms Hilfe war auch das Vorderrad schnell wieder auf die Straße gestellt.

Letztlich haben wir doch ein Homestay gefunden, recht einfach, ohne Dusche, aber dafür ein sauberes nach Pamiri-Art mit Teppichen ausgekleidetem Zimmer. Die Gastgeber gaben sich alle Mühe, um uns zufrieden zu stellen. Es gab viel zu viel Essen und lecker Chai. Noch ein paar Schritte zur Verdauung, ein paar Worte mit unseren Gastgebern, dann wurden die dicken Decken auf dem Boden ausgebreitet und unser Nachtlager hergerichtet. Die Toilette war typisch: ein Loch im Boden und außerhalb des Hauses.

 

Wolle

Lebt in der Nähe von Hamburg und liebt das ganz große Abenteuer. War auf seiner modifizierten 650er Xchallenge in der Mongolei und Sibirien und tourte mit einer T700 durch Südamerika. Für die etwas gemächlicheren Touren innerhalb Zentraleuropas zieht er jedoch als Lastesel seine 800er Tiger vor.