Roads To Siberia, Tag 19

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Mittwoch, 17. Juni 2015

Der Tag nach dem Tunnel. Da wir gezeltet haben, ging es entsprechend früh hoch. Ab halb Sechs war ich, mehr oder weniger, wach und bin dann gegen Sechs aufgestanden. Eigentlich wollte ich den Spatengang erledigen, aber irgendwie waren schon zu viele Leute unterwegs, entweder beim Heu machen, auf dem Weg aufs Feld oder zur Arbeit. Also auf später verschieben. So langsam die Sachen zusammenpacken, einen Schluck Wasser und ein paar Stücken Gebäck. Dabei kam ein Lkw vorbei und es gab einen Schnack, nach dem Motto „atkuda“ und „kuda“, sprich: woher und wohin des Weges geht es. Wie immer, wenn wir sagten Mongolia, gab es ein erstauntes aber achtungsvolles Kopfschütteln.

Kurz vorm Fertigwerden tauchte noch eine Gruppe Jugendlicher auf, die uns dann doch auf die Nerven gingen und so wurde es ein zügiger Aufbruch, immerhin wollten wir runter zum Pandj-Tal nach Kalaikhum, gute 250 km Strecke. Zu Anfang ging es wieder durch welliges Hügelland zwischen Feldern und Wiesen, dann hinunter auf eine Ebene, wo wir auf ein Restaurant stießen, das auch in den Schwarzwald oder die Alpen gepasst hätte. Thom fragte kurz, und dann machten sie tatsächlich was zu Essen für uns. Chai und einen herrlich leckeren Sahnejoghurt, dazu Würstchen und auf Nachfrage gabs sogar vom Nachbarn lecker Aprikosen. Und ich hatte beim anschließenden Entsorgen meine erste Begegnung mit dem landesüblichem Loch im Boden, diesmal sehr sauber und schön gefliest. Ich bekam dann auch alles unfallfrei hin.

Danach ging es noch ein Stück weiter, bevor es wieder in die Berge ging. Beim Auftanken hab ich den Tank wohl zu voll gemacht, durch die holprige Straße schoss immer wieder etwas Benzin durch den Überlauf, dass ich zuerst dachte, ein Schlauch sei kaputt. Aber soweit alles okay, nur die Hupe war tot.

Weiter gings, noch höher hinauf in die Berge. Die Straße wurde immer schlechter, bis wir an der Passhöhe auf einen Militärcheckpoint trafen. Also Pässe raus und abwarten. Derweil sprach uns ein Deutscher an, er arbeitet hier für die GIZ, die zusammen mit der Aga-Khan-Stiftung den Tourismus entwickeln helfen soll. Er gab uns seine Karte und wir verabschiedeten uns, allerdings warnte er noch vor der schlechten Straße runter zum Pandj.

Und Recht hatte er, die Abfahrt war schon heikel, Olli hätte seine helle Freude dran gehabt. Teilweise sah es aus wie eine riesige Kies- oder Tongrube mit starkem Gefälle, teilweise ein ganz normaler unbefestigter Pass, der Unterschied war nur, dass hier neben den Pkw und SUV auch 40Tonner unterwegs waren, manchmal lagen sie dann auch neben der Straße auf der Seite. Aber der Ausblick war unglaublich, hier Tadschikistan, drüben Afghanistan. Hier recht dicht besiedelt und viel Verkehr, dort wenige und viel kleinere Häuser und nur Esel als Transportmittel.

Im Tal angelangt waren die ersten Baumaschinen zu sehen, der Pass soll wohl auch ausgebaut werden. Zunächst die bekannte Schlaglochpiste und dann einen glatte Schotterpiste, die wir mit 70 – 80 km/h in Angriff nahmen. Dann, man glaubt es kaum, wurde es eine super ausgebaute Asphaltstraße, welch eine Überraschung! Wir genossen das leichte Dahingleiten durch das Tal und ließen die Augen schweifen. Immer wieder der Kontrast zur afghanischen Seite, hier Bundesstraße, dort Karrenweg. In gewisser Weise schade, aber nicht zu ändern, jedenfalls von unserer Seite nicht.

Dann tauchte ein ersehnter Punkt auf, der Wasserfall über der Straße, leider nicht mehr so wie gekannt, aber immer noch ein tolles Bild, auch wenn die Straße nun an ihm vorbei geführt wird. Aber eine kalte Dusche von Mann und Maschine ist Tradition, und wir achten Traditionen von Fernreisenden! Herrlich kaltes Wasser prasselte auf unsere staubigen Kombis und Moppeds.

Dann ging es weiter und plötzlich versperrte ein Felssturz die Straße, aber es gab schon eine etwas schwierige Rampe über den Felssturz, zumindest für kleinere Fahrzeuge befahrbar. Auf der anderen Seite wartete grade ein 40 Tonner mit Überlänge. Später sahen wir, er hatte gewendet und fuhr zurück. Leider hat alles Gute ein Ende, genau wie diese Straße.

Weiter ging es auf einer üblen Piste, noch ca. 30 km bis zum Ziel. Ein wirklich spektakuläres Stück Straße gab es noch, kaum Lkw-breit ging es scharf um die Ecke, steil auf- und gleich wieder abwärts. Diese Engstelle müssen auch die Lkw passieren, was meine Hochachtung für die tadschikischen Trucker noch weiter steigen ließ. Die Jungs haben echt Eier in der Hose! Kaum in Kalaikhum angekommen wurden wir an der ersten Kreuzung von einem jungen Mann angesprochen, der uns in sein Homestay einlud. Es war genau der Homestay, den wir aufsuchen wollten.

Saubere Zimmer, zwar Gemeinschaftsdusche, okay, aber europäische Toiletten! Dazu inklusive Abendessen und Frühstück. Einziger Nachteil vielleicht: es lag direkt an einem rauschenden Wildbach, obwohl schon eher Fluss in den Pandj. Noch schnell den Blog zumindest vorgeschrieben, soweit die Bilder ausgesucht und die Moppeds gecheckt. Alles okay soweit!

Am Abend machten wir noch einen Spaziergang durch die Gemeinde und entdeckten in diesem kleinen Städtchen ein hochmodernes, wenn auch kleines Vier-Sterne-Hotel. Beim nächsten Besuch wissen wir also Bescheid!

Wolle

Lebt in der Nähe von Hamburg und liebt das ganz große Abenteuer. War auf seiner modifizierten 650er Xchallenge in der Mongolei und Sibirien und tourte mit einer T700 durch Südamerika. Für die etwas gemächlicheren Touren innerhalb Zentraleuropas zieht er jedoch als Lastesel seine 800er Tiger vor.