Karpaten-Tour 2017, Tag 15

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Samstag, 09.09.17 – Fahrpause

Heute geht’s auf die Bahn! Nein, nicht die Auto- sondern die Eisenbahn. Den Karpatenexpress lassen wir stehen und steigen auf Waldbahn um.

Es geht los und Fritze ist am Fotos schießen.
Es geht los und Fritze ist am Fotos schießen.

Die Nacht im Schlafwagen war angenehm, besonders nachdem ich von der unteren Liege auf die obere Liege umgezogen bin, die ist nämlich 20 cm breiter als die untere. Um sieben Uhr gings dann hoch zum Duschen und danach in den Speisewagen, wo uns die Chefin bereits gestern Abend für huete ein leckeres Frühstück versprochen hatte. Und sie hat das Versprechen gehalten. Es gab auf Wunsch auch heißen Kakao, was nach schwarzem Tee mein Lieblingsgetränk zum Frühstück ist. Es gab frisches Brot und Brötchen, dazu ein Büffet mit Allem was man braucht zum Frühstück, außerdem kam Brigitte, die Chefin, immer wieder mit der großen Panne voller Spiegeleier vorbei, die wir natürlich gern annahmen.

Im Zug.
Im Zug.

Leider mussten wir uns etwas beeilen, weil die Wassertalbahn mit dem ersten Zug um neun Uhr abfahrbereit war. Es war schon reichlich was los, jede Menge Touristen, entweder mit eigenem PKW oder auch mit Bussen angereist. Insgesamt sollen heute vier Züge auf die Strecke gehen. In der Hochsaison sind dann sogar sechs Züge auf der Strecke. Natürlich alle mit Dampftraktion. Nur im Falle eines Lokschadens wird mal eine Diesellok vorgespannt.

Holzwirtschaft.
Holzwirtschaft.

Der Zug bestand aus sieben Waggons, ein Gepäckwagen, in dem auch extra Holz für die Lok mitgeführt wurde, vier geschlossenen und drei offenen Wagen. Wir entschieden uns für den letzten Wagen, natürlich offen, um einfach mehr sehen und genießen zu können. Zuerst erschien das noch als Fehlentscheidung, weil es ziemlich kalt war. Aber im Laufe der Fahrt haben wir die Kühle einfach vergessen.

Alles unter Kontrolle.
Alles unter Kontrolle.

Der Zug fuhr fast pünktlich los und das Abenteuer Waldbahn begann. Es war noch richtig ursprünglich, der Zug ratterte und ruckelte, die Schienenstöße waren zu spüren und mit lautem Auspuffgeräusch der Lok nahmen wir Fahrt auf. Schnell erreichten wir „Überschrittgeschwindigkeit“. Zunächst ging es am Bahnhofsgelände vorbei mit den Werkstätten, dem Betriebswerk, dann an einem Sägewerk vorbei, wo die Dieselloks und Waggons für den Holztransport abgestellt waren. Die Wassertalbahn ist nämlich die einzige noch in Betrieb befindliche Waldbahn Europas. Nur am Wochenende fahren die Touristenzüge, in der Woche sind die Holz- und Arbeitszüge unterwegs.

Unser tapferes Dampfross.
Unser tapferes Dampfross.

Es geht stetig bergan, zunächst ist das Tal noch relativ weit, und links und rechts neben der Strecke befinden sich kleinere Siedlungen mit rausgeputzten Häusern, immer dazwischen sind kleine Sägewerke zu sehen. Man kann deutlich erkennen, dass die Gegend hier von der Holzwirtschaft und dem Tourismus lebt. Neben schwerem Gerät waren sogar ein paar alte Tatra-LKW aus den Fünfzigern und Sechzigern zu sehen, die nach wie vor in Betrieb waren.

Zwischenhalt zum Wasserfassen.
Zwischenhalt zum Wasserfassen.

Im weiteren Verlauf der Fahrt wurde das Tal immer enger und die Kurvenradien ebenfalls. So konnten wir ein paar schöne Videos aufnehmen und haben auch viele Fotos geschossen. Die Strecke schmiegte sich meist eng an die Bergwände, häufig waren Bäume und Felsen quasi zum Greifen nah. Es hat schon was Ursprüngliches mit diesem Zug auf dieser alten Trasse unterwegs zu sein.

Wasser wird aus einem Teich gesaugt.
Wasser wird aus einem Teich gesaugt.

Nach gut einer halben Stunde gabs die erste kurze Pause, die Lok musste Wasser aufnehmen und Holz wurde vom Gepäckwagen auf die Lok umgeladen, damit weiter Feuer unterm Kessel gemacht werden konnte. Zwei Pfiffe und dann ging es weiter durch dieses schöne und pittoreske Tal. Die kleinen Weiler wurden weniger, aber parallel zur Bahn verlief immer noch die Piste für die Holzfahrzeuge, wobei wir heute auch einige Pferdefuhrwerke sahen, mit denen ebenfalls Holz, wohl eher zum Eigenbedarf, transportiert wurde.

Blick zurück. Entgleisungen sind nicht selten.
Blick zurück. Entgleisungen sind nicht selten.

Insgesamt waren wir gut zwei Stunden unterwegs, bevor wir die Endstation erreichten. Hier war ein richtiger Bahnhof aufgebaut, drei Gleise verliefen nebeneinander und es gab viele Tische und Bänke sowie einige Pavillons für ein Picknick oder die dort von der Eisenbahngesellschaft angebotenen Speisen und Getränke. Aber zunächst sahen wir uns erst einmal um.

Endhaltestelle in Sicht.
Endhaltestelle in Sicht.

Es gab viel zu sehen, einmal die ganzen Touristen und natürlich auch das Essensangebot zu begutachten. Es zeigte sich, dass alles gut organisiert war für den Besucheransturm. Die Teller waren schon mit den Beilagen vorbereitet, so dass nur noch das Grillgut portioniert werden brauchten. Getränke gab es nach Wunsch, sprich das übliche Programm von Bier über Softdrinks bis hin zum Kaffee. Wir entschieden uns für einen Grillteller, bestehend aus 2 Würstchen und 2 Koteletts sowie als Beilage Salat, Reis und Brot.

Der Betriebsdienst benutzt auch solche Fahrzeuge.
Der Betriebsdienst benutzt auch solche Fahrzeuge.

Während wir verpflegt wurden fuhr der Zug weiter, um an einer anderen Stelle die Lok und den Gepäckwagen umzuhängen. Eine halbe Stunde nach uns traf der zweite Zug ein. Es wurde etwas voller auf dem Bahnhofsgelände. Wiederum eine halbe Stunde später traf Zug Nummer drei ein und unser Zug, die Lok nun rückwärtsfahrend, traf ebenfalls wieder ein. Also hieß es langsam fertig werden, um wieder zurück zu fahren.

Ankunft am Endpunkt. Hier wird gegessen und getanzt.
Ankunft am Endpunkt. Hier wird gegessen und getanzt.

Diesmal fuhren wir vorn als zweiter Wagen, was nun auch ein paar noch schönere Videos von der Lokomotive und der Strecke ermöglichte. Außerdem war nun die Temperatur deutlich angenehmer. Es ging diesmal mit weniger Auspuffstößen bergab und auch die Lokomotive brauchte keinen Zwischenstopp zum Wasser nachtanken. Wieder haben wir viele Fotos gemacht und die Fahrt durch das schöne Tal genossen.

Endpunkt mit ausreichend Gelegenheit zum Fotografieren.
Endpunkt mit ausreichend Gelegenheit zum Fotografieren.

Gegen halb Drei sind wir dann wieder im Bahnhof von Viseu de Sus eingetroffen, wo der Karpatenexpress schon auf uns wartete. Während Fritze seiner Eisenbahnleidenschaft freien Lauf ließ und auf Fotosafari ging, habe ich mich hingesetzt und ein bisschen geschrieben. Ich bin mal gespannt, was er denn so an Bildmaterial erbeutet hat. Nach seiner Aussage vorhin war es reichlich, so dass es ein Wassertalbahn-Special geben wird. Ihr braucht allerdings noch etwas Geduld.

Brigitte in der Küche ihres Speisewagens.
Brigitte in der Küche ihres Speisewagens.

Heute zum Abendessen haben wir erfahren, dass wir diese Nacht den Karpatenexpress ganz für uns alleine haben werden. Sozusagen sturmfreie Bude! Für uns gab es heute wieder ein Menü, eine Suppe nach rumänischem Rezept, der zweite Gang bestand aus Würstchen in Blätterteig und Salat, Gang drei war Spaghetti Bolognese und das Dessert besteht aus Mousse au Chocolat. Da kann man nicht meckern und es war oberlecker!

Da es Morgen weiter und leider wieder Richtung Heimat geht, werden wir auch nicht die Nacht zum Tag machen. Es geht aus Rumänien hinaus, durch den Ostzipfel Ungarns bis nach Kosice in der Slowakei. So ungefähr 370 – 390 km. Schade, dass unsere Zeit in Rumänien zu Ende geht, aber es war heute ein Highlight und sofern fällt der Abschied nicht ganz so schwer.

Noch ein paar Worte zum Karpatenexpress. Wir waren total begeistert von dieser Art zu übernachten. Ein bisschen Eisenbahnromantik, gepaart mit einem tollen Menü zum Abend und super Frühstück zum Morgen. Es war aus meiner Sicht eine der besten Unterkünfte. Sicher, man muss das mögen und die engen Schlafwagenabteile sind nicht vergleichbar mit einem Drei-Sterne-Hotel. Und auch die Gemeinschaftsdusche mag nicht jedem behagen, aber das Gesamtpaket passt einfach.

Und es ist auch nicht zu teuer. Gerade die freundliche und zugewandte Bedienung nebst dem gemütlich ausgestatteten Speisewagen machen den Aufenthalt angenehm. Und dann am nächsten Morgen in die Waldbahn steigen, das ist nicht nur für Eisenbahnfans ein schönes Erlebnis. Und in diesem Fall für interessierte auch der

Link zum Karpatenexpress:
http://www.cffviseu.com/de/dienstleistungen/hotelzug/

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Wolle

Lebt in der Nähe von Hamburg und liebt das ganz große Abenteuer. War auf seiner modifizierten 650er Xchallenge in der Mongolei und Sibirien und tourte mit einer T700 durch Südamerika. Für die etwas gemächlicheren Touren innerhalb Zentraleuropas zieht er jedoch als Lastesel seine 800er Tiger vor.