Karpaten-Tour 2017, Tag 14

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Freitag, 08.09.17 Niklasmarkt – Bicaz – Brosteni – Pojorata – Mestecanis – Fluturica – Prislop-Pass – Viseu de Sus (290 km)

Unser heutiges Tagesziel war Viseu de Sus, der Heimatbahnhof der Wassertalbahn. Zur Übernachtung haben wir den Karpatenexpress gebucht. Aber erst einmal gabs ein lecker Frühstück, Holzofenbrot mit Honig und Marmelade, das passte mir mal wieder richtig ins Konzept, denn ich bin ein süßer Frühstücksfreund. Dazu leider wie immer Kaffee – und keinen Tee – aber dafür mal einen Orangensaft. Dann hieß es bezahlen und langsam fertig machen. Heute war ich mal langsamer als Fritze, sozusagen last Man helming.

Morgentau an Wolles XT.
Morgentau an Wolles XT.

Dann ging es los. Das erste Highlight des Tages war die Bicaz-Klamm, eine landschaftlich sehenswerte Schlucht. Vorher hatte Fritze jedoch einen kleinen aber feinen Pass zu Aufwärmen im Programm! Und natürlich entsprechend touristisch erschlossen. Trotzdem war es ein Erlebnis durch diese Klamm zu fahren. Und wie wir feststellen konnten funktioniert die Müllabfuhr auch hier.

Packen und los!
Packen und los!

Zum Glück bog der hinderliche Müllwagen recht schnell ab, so dass wir dann mit freiem Blick weiterfahren konnten. An zwei Stellen waren etliche Souvenirbuden aufgestellt, aber die waren für uns keine Verlockung.

Nach der Klamm ging es weiter im Tal bis zum Bicaz-Stausee und an diesem entlang bis nach Roseni. Von dort ging es weiter nach Holda und Chiril, ebenfalls durch ein schöne Täler. Leider waren die Straßen zum Teil etwas desolat und es zog sich doch alles etwas hin.

Dann hatte Fritze noch eine weitere Überraschung in Petto: eine kleine aber feine Passstraße, recht frisch ausgebaut und herrlich geschwungen und eigentlich nur für PKW und Moppeds gebaut dachten wir, bis uns ein Vierachser entgegen kam.

Am Ende ging sie in eine neue, fantastisch ausgebaute Straße über. Kurz nach der Kreuzung gab einen Parkplatz, auf dem wir eine Pause einlegten und bei einem original österreichischen Imbisswagen einen Hotdog aßen, nachdem wir die herrliche Aussicht gebührend gewürdigt hatten. Die Aussicht war grandios und die Abfahrt anschließend auch, herrlich geschwungene Kurven und super Asphalt. Irgendwie glaubten wir, dass sich das so bis zum Tagesziel hinziehen würde. Aber weit gefehlt!

Eine von gefühlt hunderten Baustellen am Prislop.
Eine von gefühlt hunderten Baustellen am Prislop.

Die letzten hundert Kilometer bis Viseu de Sus, dem Namen nach eine Nationalstraße entpuppte sich entweder als elende Schlaglochstrecke, garniert mit Asphaltverwerfungen oder als nicht enden wollende Baustelle, die aber nicht nach einem erkennbaren Muster verlief, sondern hier wurde ein bisschen gebaut und dort wurde ein bisschen gebaut. Gefühlt mussten wir an hundert Ampeln warten, bis es weiter ging, dazu immer wieder Posten mit den grünen und roten Tischtennisschlägern, die den Verkehr einbremsten. Ich glaube wir haben für diese hundert Kilometer allein 3 Stunden gebraucht.

Bei Fluturica sind wir für die Kinder der Umgebung die Attraktion des Tages.
Bei Fluturica sind wir für die Kinder der Umgebung die Attraktion des Tages.

Dazwischen gab es zwei Highlights, einmal einen bergauf zweispurig ausgebauten Pass, den ich dann auch entsprechend hinaufgebrannt bin. Ein paar Mal musste ich dabei rumänische Kamikazepiloten per Hupe daran erinnern, dass es nur einen Passkönig gibt, und der fährt natürlich eine Super Ténéré! Aber trotzdem hat es Laune gemacht.

Das andere Highlight war eine kleine Pause bei einem kleinen Weiler namens Fluturica. Wie aus dem Nichts poppte Horde Kinder auf. Zwar verstanden wir kein Wort, aber wir haben sie angemessen bespaßt. Fritze hat von unseren Kradmelder24-Aufkleber verteilt und wir haben die Kiddies fotografiert. Sie durften dann auch einmal auf den Moppeds Platz nehmen, was ihnen sehr gefallen hat. Beim Losfahren durften sie dann auch mal am Gas drehen, das fanden sie richtig cool, vor allem weil auch die Mädchen drehen durften.

Es wird kräftig gebaut auf dem Prislop.
Es wird kräftig gebaut auf dem Prislop.

Danach waren wieder Schlaglöcher Baustellen und langsame PKW und LKW angesagt. Heute war es wirklich schlimm, so wenig gute Strecke und so viele Schlagloch-Baustellenpiste. Auch wenn die Landschaft wirklich sehenswert ist und die durchfahrenen Dörfer schön anzuschauen sind, irgendwann reicht es einfach! Wir beide hatten heute echt die Faxen dicke.

Eigentlich wären wir planmäßig so gegen 16:30 Uhr in Viseu de Sus angekommen, aber so wurde es dann 18:30 Uhr. Auf dem 1440 Meter hohen Prislop-Pass, quasi inmitten einer Großbaustelle trafen wir noch auf ein Pärchen aus Wien auf einer KTM Adventure R, ebenfalls seit zwei Wochen in Rumänien unterwegs.

Unser Hotel für zwei Tage: der Karpatenexpress. Vorn eine Resica-150, eine weitergebaute Einheits-BR 50.
Unser Hotel für zwei Tage: der Karpatenexpress. Vorn eine Resica-150, eine weitergebaute Einheits-BR 50.

In Viseu de Sus gings dann zum Bahnhof, wo sowohl die Wassertalbahn als auch der Karpatenexpress auf uns warteten. Die Anlage oder besser das „Museum“ ist gut gemacht und wirklich einen Besuch wert. Als wir unsere Moppeds vorm Zug geparkt haben, wurden wir gleich auf deutsch begrüßt: es war Brigitte, die schweizerische Chefin vom Speisewagen und sowas wie die Gute Seele vons Ganze. Sie schickte uns zur Rezeption im Bahnhofsgebäude, wo wir eincheckten und uns gleich Tickets für die morgige Zugfahrt besorgten. Danach gabs dann die Einweisung für den Karpatenexpress.

Wir warten im Speisewagen aufs Essen. Einfach toll hier!
Wir warten im Speisewagen aufs Essen. Einfach toll hier!

Unser Schlafwagen war ein typisches Fahrzeug aus ehemaliger DDR-Produktion. Jeder von uns hatte sein eigenes Abteil, mit zwei Kojen und ein wenig Stauraum. Es wirkte sehr sauber und gemütlich, und auch der Speisewagen, wo es das Abendmenü und das Frühstück gibt, war gemütlich, eben old style und nicht so kalt wie bei den heutigen Zügen. Da sich das Ganze auf dem abgeteilten Bahnhofsgelände befindet und bewacht wird, brauchte man sich auch keine Gedanken wegen des Parkens machen.

Romantisches Schlafwagenabteil.
Romantisches Schlafwagenabteil.

Und ebenfalls zu empfehlen ist die Übernachtung im Karpatenexpress. Allein das Ambiente im Speisewagen hat was von der guten alten Eisenbahnzeit, gerade weil es auch ein leckeres Menü gegeben hat! Das Essen zog sich hin, daher war es dann schon dunkel, also haben wir uns in den Schlafwagen begeben zur wohlverdienten Nachtruhe. Es war halt ein harter Tag heute wegen der schlechten Straßen und der vielen Baustellen, man musste ständig hochkonzentriert sein beim Fahren.

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Wolle

Lebt in der Nähe von Hamburg und liebt das ganz große Abenteuer. War auf seiner modifizierten 650er Xchallenge in der Mongolei und Sibirien und tourte mit einer T700 durch Südamerika. Für die etwas gemächlicheren Touren innerhalb Zentraleuropas zieht er jedoch als Lastesel seine 800er Tiger vor.