Karpaten-Tour 2017, Tag 12

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Mittwoch, 06.09.17 Sibiu – Oberkerz – Catatea Poenari – Curtea de Arges – Campulung – Dambovicioara – Bran – Brasov (300 km)

Heute stand das Highlight unserer Reise auf der Agenda, der Transfagara?an! Doch zunächst war frühstücken angesagt. Nicht das Beste, aber es war okay als Grundlage für die Fahrt. In der Nacht hatte es noch ordentlich geregnet, aber mittlerweile wieder trocken, und im Vergleich mit den letzten Tagen etwas kühl. Also aufgesattelt und ab die Post.

In Oberkerz halten wir an, um wärmere Klamotten unterzuziehen.
In Oberkerz halten wir an, um wärmere Klamotten unterzuziehen.

Zuerst ging es durch die Stadt und dann raus auf die Landstraße. Gute 30 km waren es bis zur Abzweigung zum Transfogarasch. Von der Abzweigung aus konnten wir schon die wolkenverhangenen Berge sehen. Hm, ist wohl besser schon mal anzuhalten und die Innenjacken anzuziehen. Gesagt getan, in Oberkerz packen wir uns ein.

Dann ging es aufwärts, zunächst noch etwas weiter geschwungene Kehren, aber dann ging es zur Sache. Enge Radien und steile Anstiege bei feuchter Straße sowie die üblichen Verkehrshindernisse wie PKW und Kleinlaster forderten unsere ganze Aufmerksamkeit. Trotzdem konnten wir immer wieder einen Blick auf die wilde und grandiose Landschaft werfen. Nach diesen ersten Kilometern kann ich schon sagen, dass der Transfogarasch ganz oben in der Pässe-Liga mitspielt!

Das Wetter wird schlechter auf dem Weg hinauf zum Transfogarasch.
Das Wetter wird schlechter auf dem Weg hinauf zum Transfogarasch.

Nach ca. einem Drittel des Anstiegs kamen wir an einem Ski-Ressort vorbei, wo trotz des eher schlechten Wetters jede Menge Touris unterwegs waren. Das ist nichts für uns, daher ging es noch ein paar Kehren bergauf, bevor wir einen Stopp einlegten. Was für ein Ausblick! Das Tal aus dem wir kamen war gut einzusehen und in der Ferne lag die Ebene im Sonnenlicht. Die raue Schönheit des Passes kam hier richtig zur Geltung! Plötzlich hörten wir einen Hubschrauber. Der flog kurz ins Tal hinein und drehte dann wieder Richtung Ebene. Es war leider ein moderner Eurocopter, mir wäre ein Mi 8 lieber gewesen.

Gespentische Stimmung auf dem Weg nach oben.
Gespentische Stimmung auf dem Weg nach oben.

Der weitere Anstieg verlief dann weiterhin so spektakulär wie zuvor. Als wir den Bereich mit den vielfach geschwungenen Kehren erreichten war es leider mit der Sicht so gut wie vorbei. Wir fuhren quasi in die Wolken hinein und die Sicht reduzierte sich fast auf null. Naja, es waren so knapp 20 m, die man gucken konnte. Damit war zumindest erst einmal der Spaß vorbei, denn dieser halbe Blindflug forderte die volle Aufmerksamkeit. Wirklich schade, aber so ist es in den Bergen. Dafür hatten wir gestern auf der Transalpina bestes Wetter.

Auf der Passhöhe war trotz des Wetters einiges los. Etliche Souvenirbuden, dazu ein kostenpflichtiger Parkplatz und auch diverse Buden mit Essen und Trinken „verzierten“ den Pass. Wir hielten kurz an, um unseren Sticker zu platzieren und fuhren dann weiter.

Na toll. Waschküche auf der Passhöhe.
Na toll. Waschküche auf der Passhöhe.

Am Tunneleingang legte Fritze eine Vollbremsung hin, weil er plötzlich null Sicht hatte. Die Wolken sind ein Stück weit in den Tunnel getrieben und haben das Licht „ausgemacht“. Nach ein paar Metern ging es dann, man konnte einigermaßen gucken und zum Glück war es nicht der Anzob-Tunnel.

Auf der anderen Seite des Passes war dann auch die Sicht besser, da die Wolken nicht so schnell über den Pass kamen. Zwar war die Straße immer noch feucht, aber so konnten wir dann relativ entspannt ins Tal rollen. In Sachen Straßenbau spielen die Rumänen in der gleichen Liga wie die Italiener! Der Abstieg ging auch nicht so steil hinunter wie auf der anderen Seite.

Wärme tanken bei Kaffee und Hörnchen.
Wärme tanken bei Kaffee und Hörnchen.

Die Straße war zügig zu fahren, und nachdem wir etwa 1000 m abgestiegen waren, wurde es wärmer und die Sonne kam durch. Dazu wurde die Straße richtig gut, eben wie für Motorräder gebaut. Kurve an Kurve, über etliche Kilometer an einem Stausee vorbei, ein nicht enden wollender Kurvenrausch. Als wir auf einen Sprinter aufliefen nahmen wir ein Café zum Anlass für eine Pause, sprich Kaffee, Cola, Zigarette und ein paar dieser Tüten-Croissants.

Kurz bevor wir wieder los wollten traf noch ein älteres Pärchen aus England ein. Sie waren auf einer 700GS unterwegs. Ein kurzer Plausch und dann ging es mit „have a safe journey“ weiter den Kurven hinterher. Über Domnesti ging es kurvig weiter zur DN73 und wir steckten wieder voll im Verkehr.

Atemberaubende Dambovicioara-Klamm
Atemberaubende Dambovicioara-Klamm

Auf diesen DN (Drum Nationale) läuft der meiste Verkehr in Nord-Südrichtung und demensprechend waren viele LKW unterwegs. Auf Grund der vielen Ortschaften und der Kurven war überholen schwierig. Doch Fritze hatte zum Glück eine Art Abkürzung entdeckt, nämlich bei Dambovcioara in die DC 22 abbiegen und durch die Dambovitza-Klamm fahren!

Ein wunderschönes, meist einspuriges Sträßchen klettert hier in die Höhe, mit engen Kehren und toller Landschaft bis zum Ende des Asphalts und zu einem Feldweg. Was die Navis nicht wissen ist nämlich, dass nach gut 500 m der Feldweg zur DJ112G wird und wieder zurück auf die DN73 nach Brazov führt. Unterm Strich haben wir damit gut 40 km DN73 gegen 20 km tollste Strecke eingetauscht. Am Ende der kleinen Straße haben wir noch eine Pause gemacht und den herrlichen Ausblick genossen. Es zeigte sich eine wunderschöne Almlandschaft wie man sie auch aus den Alpen kennt. Einfach toll so ein Ausblick.

Auf dem Piatra Craiului
Auf dem Piatra Craiului

Doch leider mussten wir wieder zurück auf die Hauptstraße nach Brazov (dt.: Kronstadt). Kurz zuvor gings dann noch durch Bran, wo angeblich Daraculas Schloss steht. Glauben wir das einfach mal, zumindest haben die Rumänen diese Idee gut vermarktet, wie man an dem Rummel rund um das Schloss sehen kann. Wir haben lieber auf einen Besuch verzichtet, nicht dass wir den armen alten Mann verschrecken und er nie wieder aus seiner Gruft steigt.

Angebliches Draculaschloss in Bran. Wer's glaubt.
Angebliches Draculaschloss in Bran. Wer’s glaubt.

Natürlich hatten wir dann in der Stadt Brazov Feierabendverkehr, trotz der vielen Kreisel, oder vielleicht auch wegen der vielen Kreisel war es chaotisch, weil sich die meisten Autofahrer nicht an ihre Spuren hielten, sondern kreuz und quer durcheinander fuhren. Leider muss ich zugeben, dass wir auch einige Male etwas unorthodox durch die Kreisel sind. Blöderweise befand sich unser gebuchtes Motel nicht an der angegebenen Adresse. Hm, erst mal anhalten und gucken.

Nach einigem Hin- und her zeigte sich, dass es die selbe Adresse zweimal gab. Die erste war falsch, also musste es die zweite sein. Stimmt, diesmal passte es. Mittlerweile war es doch schon sieben Uhr und es wurde Zeit für den Stopp. Schnell abrödeln, duschen und was Essen. Irgendwie waren wir ziemlich groggy, ein anstrengender Fahrtag und der gestrige Abend mit Livio forderten eben ihren Tribut. Gegen zehn lagen wir dann auch in den Betten.

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Wolle

Lebt in der Nähe von Hamburg und liebt das ganz große Abenteuer. War auf seiner modifizierten 650er Xchallenge in der Mongolei und Sibirien und tourte mit einer T700 durch Südamerika. Für die etwas gemächlicheren Touren innerhalb Zentraleuropas zieht er jedoch als Lastesel seine 800er Tiger vor.